Interview mit WIP-Institutsleiter Dr. Frank Wild zum neuen Arzneimittelbericht 2025

12.12.2025

Die Private Krankenversicherung (PKV) trägt weiterhin überproportional zur Finanzierung pharmazeutischer Innovationen in Deutschland bei. Die steigenden Arzneimittelausgaben spiegeln die rasante Entwicklung neuer, oft lebensverbessernder Behandlungsmöglichkeiten wider. Im Interview beantwortet der Institutsleiter des WIP, Dr. Frank Wild, einige Fragen zu den neuen Ergebnissen:

Frage: Was bedeutet der hohe Anteil patentgeschützter Arzneimittel für die Versicherten selbst?

Für die Versicherten bedeutet das vor allem eines: Zugang zu modernen Therapien und neuen Behandlungsmöglichkeiten. Patientinnen und Patienten profitieren von Arzneimitteln, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab und die heute spürbare medizinische Fortschritte ermöglichen – etwa bei Diabetes, Krebs oder Autoimmunerkrankungen.

Frage: Und was bedeutet das für die Allgemeinheit?

Privatversicherte leisten einen überproportionalen Beitrag zur Finanzierung neuer Arzneimittel. Obwohl sie nur rund zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen, entfallen auf die PKV etwa fünfzehn Prozent der Ausgaben für neue Medikamente. Damit trägt die PKV dazu bei, Forschung und Entwicklung in Deutschland zu ermöglichen. Pharmaunternehmen können innovative Therapien schneller auf den Markt bringen – wovon letztlich alle Versicherten profitieren, auch in der gesetzlichen Krankenversicherung. Deutschland ist das Land mit dem schnellsten Zugang zu neuen Arzneimitteln in Europa.

Frage: Werden Privatversicherte damit nicht zum „Zahlmeister der Medikamenten-Nation“?

Nein, dieser Eindruck greift zu kurz. Zur Einordnung gehört auch, dass die PKV gleichzeitig auch auf Generika setzt. Rund zwei Drittel aller abgegebenen Tagesdosen entfallen auf Generika – also bewährte und vergleichsweise kostengünstige Medikamente.

Es besteht damit eine ausgewogene Balance: Innovationen werden dort ermöglicht, wo sie medizinisch sinnvoll sind. Dort wo preisgünstige Alternativen angebracht sind, werden sie auch genutzt. Privatversicherte tragen gezielt zur Einführung neuer Therapien bei und sorgen gleichzeitig für eine kosteneffiziente Grundversorgung. Das ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Beitragsmitteln.

Frage: Viele Privatversicherte erhalten derzeit Beitragserhöhungen. Haben die Arzneimittelausgaben damit zu tun?

Beitragserhöhungen resultieren vor allem aus langfristigen Entwicklungen: medizinischer Fortschritt, steigende Lebenserwartung, verbesserte Diagnostik und eine insgesamt höhere Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen.
Zwar ist richtig, dass Innovationen mit Kosten verbunden sind, doch Arzneimittel sind nicht der Haupttreiber. In der PKV machen sie lediglich rund ein Siebtel der Leistungsausgaben aus und liegen damit hinter ambulant-ärztlichen Leistungen, Krankenhausausgaben und Zahnleistungen nur auf Rang vier.
Zudem stehen moderne Medikamente für längere Lebenszeit und eine höhere Lebensqualität. Versicherte erhalten damit für höhere Beiträge auch bessere Behandlungsmöglichkeiten. Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können moderne Therapien langfristig sogar Folgekosten vermeiden.

Link zum Flipbook "Arzneimittelversorgung von Privatversicherten 2025"

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