Das Gesundheitssystem der VR China

WIP-Diskussionspapier 1/2009

Dr. Anne-Dorothee Köster

Das Diskussionspapier des WIP beschäftigt sich mit dem größten Gesundheitssystem der Welt, dem der Volksrepublik China.

Die Studie zeigt, dass sich das Gesundheitssystem der VR China gegenwärtig zwischen den Rahmenbedingungen eines autoritären, aber gleichzeitig sehr dezentral aufgebrochenem Politiksystems bewegt. Gleichzeitig sind diese Strukturen brüchig und der nach wie vor andauernde Transformationsprozess führt zu einer hohen Wandlungsdynamik. Die jüngsten Reformmaßnahmen, die das Gesundheitswesen zurzeit neu ausrichten, fanden für die Städte um das Jahr 2000/2001 statt. Es wurde durch Zusammenlegung der bisherigen beiden staatlichen Versicherungssysteme eine neue Basis-Krankenversicherung (BHIS) für die städtische Bevölkerung aufgebaut. Auf dem Land starteten die jüngsten Reformbemühungen dagegen ein paar Jahre später in den Jahren 2003/4. Es wird ebenfalls versucht, einen Grundversicherungsschutz (NCMS) für die Bauern aufzubauen. Beide Systeme arbeiten allerdings nach zwei völlig verschiedenen Finanzierungsmechanismen.

Die Gesamtbilanz für das chinesische Gesundheitswesen ist durch erhebliche Ambivalenzen gekennzeichnet: Professionalisierung und Modernisierung stehen gewaltigen Kostensteigerungen, Korruption, bedenklichen Qualitätsdefiziten und einem fehlenden institutionellen Sicherungsschutz für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gegenüber. Trotz der jüngsten Reformbemühungen waren bis Ende 2005 knapp 80 % der Chinesen ohne Krankenversicherungsschutz.

Mit Blick auf die zunehmende Diskussion um eine stärkere „Staatsmedizin" und einer zentral geplanten Gesundheitsversorgung zeigt die WIP-Studie, dass eine planwirtschaftliche Steuerung im Gesundheitswesen keine Egalität sichert, sondern vielmehr den Anpassungsdruck für zukünftige Generationen erhöht. Selbst die gegenwärtige Generation ist oftmals durch die Protegierung politischer Kasten, eingeschränkten Freiheitsrechten und einem dichotomen Versorgungsniveau einer stärkeren Klassenmedizin ausgesetzt als dies in geregelten sozialmarktwirtschaftlichen Systemen der Fall ist.

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