Beitragsanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung

ISBN 3-9810070-0-X

Dr. Frank Schulze Ehring

Nahezu alle Vorschläge zur Reform der GKV gehen davon aus, dass die Probleme in der GKV auf der Einnahmenseite liegen. Die vorliegende WIP-Studie zeigt, dass sich diese Annahme nicht aufrechterhalten lässt.

Alle üblichen häufig aus der Politik, aber auch aus der Wissenschaft kommunizierten Bewertungsmaßstäbe weisen als Beleg für eine Einnahmenerosion in der GKV methodische Defizite aus. Auf die Defizite dieser Bewertungsmaßstäbe wird in der Studie unter anderem mit Bezug auf die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) bis ins Detail eingegangen. Um die Einnahmensituation der gesetzlichen Krankenversicherung ohne Methodenproblem solide zu analysieren, schlägt die Studie einen alternativen Bewertungsmaßstab vor: Als Ausdruck für das volkswirtschaftliche Wachstum wird auf das Volkseinkommen je Einwohner Bezug genommen. Diese Größe hat den Vorteil, dass sie als Summe aus Lohn- und Gewinneinkommen das echte verfügbare Einkommen der Bevölkerung widerspiegelt. Als Ausdruck für die Finanzierungsbasis wird das beitragspflichtige Einkommen je Versicherten gewählt. Im Ergebnis sind im Beobachtungszeitraum bis 2002 die Einnahmen der GKV schneller gestiegen als die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die GKV hat folglich überproportional vom volkswirtschaftlichen Wachstum profitiert.

Als Herausforderung der GKV stellt sich nicht die Einnahmen-, sondern die Ausgabensituation dar. Als zentrales Ausgaben- und Kostenproblem der GKV identifiziert die Studie dabei die Krankenversicherung der Rentner. Während die Allgemeine Krankenversicherung eine seit Anfang der 60er Jahre stetig wachsende Überdeckung ihrer Leistungsausgaben durch ihre Beitragseinnahmen aufweise, hat die damals nahezu ausgeglichene Krankenversicherung der Rentner heute ein Defizit von über 35 Milliarden Euro jährlich. Das Demographieproblem der Umlagefinanzierung hat die GKV offensichtlich schon heute erreicht. Da sich die Alterung beschleunigt, werden sich die strukturellen Ausgaben- und Kostenprobleme zuspitzen. Hierauf sollte sich – so der Appell der Studie - die gesundheitspolitische Diskussion konzentrieren.  

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